Kann echte Freundlichkeit erlernt werden?
fragt sich Thomas Scheuer» heute. Er bezieht sich dabei auf erfahrene Gastronomen, die bei der Personalauswahl eher auf soziale Kompetenz und Freundlichkeit schauen, statt auf Wissen.
Getreu dem Motto: „Wissen kann man sich auch noch als Erwachsener aneignen, echte Freundlichkeit nicht mehr – die muß man mit der Muttermilch aufsaugen.“
Ich bin mir da nicht so sicher. Nach meiner Erfahrung hängt Freundlichkeit eng mit der eigenen Lebenszufriedenheit zusammen – nicht mit der oberflächlich gezeigten, sondern mit der tief empfundenen. Und die Lebenszufriedenheit läßt sich verändern. Sicherlich hat das nichts mit einfachem Lernen zu tun. Da braucht es schon mehr, tiefergehende Selbstentwicklungswege, wie sie bei länger praktizierter Selbsterfahrung in Beratungs- oder Therapieprozessen gegangen werden beispielsweise – oder veränderte Lebensumstände.
Ich gebe den Gastronomen und Thomas Scheuer recht: Erlernen im Sinne von trainieren kann man echte Freundlichkeit wohl kaum. Dennoch kann man sie auch als Erwachsener noch erwerben, durch Persönlichkeitsentwicklung. Das ist jedoch ein sehr persönlicher Weg, der in der Regel auch nicht gegangen wird, um freundlicher zu werden, sondern um schöner und zufriedener zu leben. Die Freundlichkeit ist dann ein für das Umfeld angenehmes Nebenprodukt.
Als Gastronomie-Chef ist die oben beschriebene Haltung, unfreundliche Menschen einfach nicht einzustellen, sicher sehr praktisch. Wenn man jedoch an sich selbst bemerkt, daß man regelmäßig unfreundlich ist, kann etwas tun: Sich auf den Weg der Persönlichkeitsentwicklung, hin zu mehr Lebenszufriedenheit, begeben.
Und wer meint, er hätte doch das höchste Maß an Zufriedenheit schon erreicht: Woher könnte man das wissen? Wer nie die Sonne genossen hat, findet in seiner Höhle ein Kerzenlicht superhell!