Die Geschichte vom preiswerten Hammerschlag
Herr Meyer fuhr nachts mit seinem Auto von Chemnitz nach Frankfurt. In der Nähe von Eisenach fing sein Auto an zu holpern und zu stocken. Er konnte den Wagen zum Glück noch auf einen Parkplatz lenken!
Der
Motor ging in der Ausfahrtspur schon aus und mit getretener Kupplung
rollte Herr Meyer direkt vor das Toilettenhäuschen. An dessen Wand
prangten die Telefonnummern der örtlichen Pannendienste. Er versuchte
noch mehrmals, seinen Wagen zu starten, aber dieser sprang einfach nicht
wieder an.
“Kein Problem, dachte Meyer.”
…nahm sein Handy und rief bei “Auto-Schulze” an. Herr Schulze war persönlich am Apparat und versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Schon nach 15 Minuten stand sein Auto hinter Herrn Meyers Wagen. Als Mann der Tat öffnete Schulze sofort die Motorhaube und war in den nächsten 90 Minuten abwechselnd mit Kopf im Motorraum oder halb unter dem Auto liegend zu sehen.
Um 23.50 Uhr kroch er unter dem Wagen hervor und sagte zu Herrn Meyer: “Keine Chance. Der ist hinüber. Den müssen Sie abschleppen lassen. – Das wird teuer werden! Der Abschleppdienst im Ort ist um diese Zeit schon geschlossen. Da muss jemand von weiter her kommen.” Herr Meyer fragte noch: “Lässt sich da nichts machen?” – “Überhaupt nichts.” – meinte der Autofachmann Schulze. “Ich bestell Ihnen noch den Abschlepper und dann fahre ich heim. – Das macht dann 110 Euro.”
Herr Meyer zahlte zähneknirschend
…und stellte sich auf eine lange Wartezeit im Auto ein. Er setzte sich in seinen Wagen und wollte gerade ein Nickerchen machen, da fiel sein Blick auf das Schild an der Wand des Toilettenhäuschens. “Na, bis der Abschleppwagen erscheint, kann ich doch noch ein anderes Autohaus anrufen” dachte er. Gedacht, getan. Das Telefon wurde sofort abgenommen, Herr Meyer schilderte sein Unglück und bekam wieder zu hören: “Ich bin gleich da.”
“Da bin ich ja gespannt”,
…sagte er zu sich selbst und ging noch schnell ins Toilettenhäuschen. Und siehe da: Als er herauskam stand schon ein Auto mit leuchtenden Scheinwerfern hinter seinem und ein alter Mann in Monteurskleidung wartete auf ihn.
Der Mann nahm ihm die Autoschlüssel aus der Hand, öffnete die Motorhaube, ging nach zwei Minuten zu seinem Fahrzeug und kam mit einem Hammer wieder. Herr Meyer hörte einen kräftigen Schlag und dann die Worte: “Starten Sie mal.” – Er wagte nicht, zu widersprechen, drehte den Schlüssel im Schloß herum und wäre fast erschrocken: Sein Wagen sprang an und lief gleichmäßig wie lange nicht!
Bevor er es richtig fassen konnte, stand der Monteur mit einer Rechnung neben ihm und sagte: “macht zweihundert und achtundsechzig euro und achtzehn cent”. Herr Meyer traute seinen Ohren nicht. “Wie viel?”
– “zweihundertachtundsechzigeuroundachtzehncent”. Das war Herrn Meyer zu viel. “Hören Sie mal, Sie sind aber reichlich unverschämt! – Fast 270 Euro für 10 Minuten hier sein und einen Hammerschlag?”
Der Monteur stellte richtig:
“Das verstehen Sie falsch! – Für den Hammerschlag bezahlen Sie nur 3 Euro und 18. Dazu kommen 55 Euro für die Anfahrt. Und die restlichen 210 Euro bezahlen Sie dafür, dass ich wusste, wohin ich schlagen musste. – Dafür habe ich viel Lehrgeld gezahlt, von dem Sie jetzt profitieren: Sie können sofort weiterfahren. Oder wäre es Ihnen lieber, Sie hätten, wie mit Auto-Schulze, hier noch mehr Zeit vertrödelt?“
Herr Meyer, noch ganz irritiert, bezahlte und sah kurz darauf den Monteur grüßend davonfahren.
Meyer streckte sich noch einmal, bestellte den Abschleppwagen ab und startete den Motor. Er wollte jetzt weiter! Fuhr ebenfalls los und wunderte sich über sich selbst: Er musste immer wieder an die beiden Monteure und ihre so unterschiedlichen Stundenhonorare denken. Und je näher er seinem Ziel kam, um so preiswerter kam ihm der Alte mit seinem Hammerschlag vor.
Die Geschichte bekam ich von einem Freund nacherzählt. Falls Du Genaueres über den Autor oder die Geschichte weißt, gib mir bitte Bescheid!