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Wie werden meine Tage aussehen?

Lebenswert Blog

Wie werden meine Tage aussehen?

Beim Sommerurlaub in Hamburg. In der Mittagszeit sehe ich viele gut gekleidete Anzugträger und Kostümträgerinnen.
Ich setze mich in ein Cafe, lese das Buch „Business for Bohemians“ von Tom Hodgkinson und höre wie sich zwei der teuer gekleideten Büromenschen am Nebentisch unterhalten.

Finstere Gesichter, es geht um Dienstwagen (sehr teure), Boni (scheinbar sehr hohe) und Chefs und deren „Spielchen“ mit ihren Mitarbeitern. Ich vertiefe mich in mein Buch und lese über persönliche Freiräume, davon, zu tun, was einem wichtig ist, als plötzlich ein Satz vom Nebentisch bei mir einhakt: „Ich muss mal wieder zu meinem Boot, segeln gehen. Ich bin in diesem Jahr noch gar nicht dazu gekommen.“ Ich horchte auf und dachte: Im August? Noch nicht zum Segeln gekommen?

Da sitzt da jemand, der wahrscheinlich viel mehr Geld verdient (oder bekommt), als die meisten Menschen zum Leben brauchen und macht nicht etwa ein fröhliches Gesicht, sondern beschwert sich über den Chef, läuft mit finsterem Gesicht durchs Leben und wirkt einfach nur verspannt.
Wenn man vom finanziellen Status absieht würde man sagen: Ein armer Mensch.

Und mir fiel eine Frage ein, die ich mir stellte, als ich vor Jahren über eine berufliche Selbständigkeit nachdachte:

Welchen Weg nehmen Sie?

Ja, Ziele haben ist völlig und Ordnung und auch sinnvoll – aber genauso wichtig ist es, darauf zu achten, welchen Weg man nimmt, um sie zu erreichen.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen in einer Großstadt im Urlaub von Ihrem Hotel zum Zentrum gelangen.
Welchen Weg dahin wollen Sie nehmen?
Fahren Sie mit der U-Bahn – Sie sind schnell, sehen aber unterwegs nichts von der Stadt.
Nehmen Sie den Bus? Der ist etwas langsamer, aber Sie haben bereits unterwegs etwas zu schauen.
Gehen Sie zu Fuß an der Hauptstraße entlang? Sie können vielleicht schon einen Schaufensterbummel machen oder bei einem Bäcker ein Frühstück bekommen, haben aber den Straßenlärm um sich herum.
Oder gehen Sie durch den Park, genießen das Grün und das Zwitschern der Vögel um langsam in den Tag zu kommen.

(Auch) Ihr Weg ist Ihre Lebenszeit.

Wie soll Ihr Weg zum Ziel aussehen?

Bei meiner Arbeit als Coach und Berater, habe ich viele Menschen gesehen, die zwar ihre Ziele erreicht haben, sich diese Frage aber nicht stellten und dann bemerkten: Meine Lebenszeit ist unwiederbringlich vorbei. Ich habe mein Ziel erreicht, aber bisher nicht genießen können. Der Preis war zu hoch oder der Weg war kein guter Weg.

Zum Beispiel der Selbständige Handwerksmeister, der es durchaus zu Wohlstand gebracht hat, aber dann mit Ende 50 zur Beratung kam, weil ihm nun klar wurde, dass seine Frau, die ihm vor 5 Jahren davonlief, recht haben könnte, mit dem Satz: „Wenn du nicht etwas änderst, bist du mit 60 reich und krank.“

Oder der CEO, der sich straff auf der Karriereleiter nach oben bewegt hat und mit Mitte 40 sagte: „Ich habe mein Leben im Büro zugebracht. Für meine Kinder und für mich habe ich nie Zeit gehabt.“

Es ist in Ordnung, Ziele und Wünsche zu haben. Gern auch ganz große! Aber: Es gibt nicht viele Ziele, die es wert sind, hässliche, unbekömmliche, Tage zu verleben.

Ihre Tage sind Ihr Leben – nicht Ihre Ziele

Deswegen: Denken Sie daran. Ihre Lebenszeit vergeht. Jeden Tag einen Tag mehr.
Und sie wissen nicht, wie viele Tage sie haben.

Welches Leben wollen Sie leben?
Und das heißt letztendlich: Wie sollen Ihre Tage aussehen?

Achten Sie darauf, nicht „aus Versehen“ einem Ziel (wenn es überhaupt ihr eigenes Ziel ist und kein übernommenes) alles zu opfern.

Ein goldener Käfig ist auch ein Käfig. Selbst wenn er mit tollen Teppichen ausgelegt ist und jeden Tag die besten Speisen serviert werden.
Ein eigenes Haus ist schön. Aber wenn die Ratenzahlungen drücken und die große Wiese im Garten immer wieder von Ihnen gemäht werden will (Es sei denn, Sie lieben es, zu mähen!), kann die Freude schon sehr getrübt werden.

Eine gutbezahlte aber insgesamt nervenaufreibende Arbeit zu haben – ist das besser, als mit einem gerade auskömmlichen Einkommen das zu tun, was man liebt und was Erfüllung bringt?

Nein, ich rufe nicht dazu auf, nur noch an das Hier-und-Jetzt zu denken und die Zukunft auszublenden. Dies wäre geradezu kindlich.
Als Erwachsene ist es durchaus angemessen, sich für die Zukunft zu engagieren. Aber bitte in einem angemessenen Maß.

Lassen Sie sich nicht von „Chancen“ verführen. Fragen Sie sich bei jeder größeren Veränderung:

Wie werden meine Tage aussehen?

Und:
Möchte ich (wirklich) so leben?

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