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Vom Wünschen und Bitten – Warum ist das manchmal so schwer?

Lebenswert Blog

Vom Wünschen und Bitten – Warum ist das manchmal so schwer?

„Naja, da müßte ich sie darum bitten.“ sagte neulich ein Coaching-Klient zu mir. „Das ist für mich nicht leicht.“

Wünsche aussprechen und Andere um etwas bitten fällt vielen Menschen schwer. Warum eigentlich? Hat doch ein in Form einer Bitte ausgesprochener Wunsch eine viel höhere Chance verwirklicht zu werden, als ein Wunsch, den man für sich behält und dessen Erfüllung dem Zufall überlassen bleibt.

Warum also fällt das Wünschen und Bitten oft so schwer?

Wer einen Wunsch in Form einer Bitte äußert, macht sich und dem Anderen bewußt, dass ihm etwas fehlt. Das kann schmerzen, zeigt die eigene Verletzlichkeit und macht angreifbarer.

Im Grunde genommen entsteht ein Wunsch, wenn es in uns eine Vorstellung gibt, „ich könnte es schöner haben, als es jetzt ist.“ Implizit schwingt dabei mit: „Ich habe es jetzt weniger schön, als es sein könnte.“ Je nachdem, wie man gestrickt ist und wie wichtig der Wunsch ist, kann das innerlich mehr oder weniger schmerzen. Mancher versucht, diesen Schmerz zu vermeiden und keine Wünsche zu haben oder die vorhandenen Wünsche möglichst wenig zu spüren.

Könnte der Wunsch von einer anderen Person erfüllt werden, gibt es eine weitere Schwierigkeit: Das Aussprechen des Wunsches, das Bitten, zeigt dem Gegenüber, das ich ein ungestilltes Bedürfnis habe, also im Augenblick nicht vollkommen glücklich bin. Das ist zwar wahrscheinlich kein Mensch ständig. Ich kenne jedenfalls keinen, von dem ich das annehme. In unserer Kultur mit Perfektionismus- und „Du kannst alles erreichen“-Philosophie kommt jedoch bereits dieses Eingeständnis Manchem einer großen Schande und dem Eingestehen von Versagen gleich. Äußerst unangenehm.

Zusätzlich hat mein Gegenüber mich nach dem Aussprechen einer an ihn gerichteten Bitte in der Hand. Er kann darüber bestimmen, ob es mir besser geht – er der Bitte nachkommt und meinen Wunsch erfüllt – oder nicht, zumindest im Augenblick. Das kann Gefühle von Ausgeliefert-Sein und Ohnmacht wecken. Ebenfalls oft als unangenehm wahrgenommene Empfindungen.

Viele Gründe und ein hoher Preis

Es gibt also genug Gründe, keine Wünsche zu haben, sich Wünsche zu verkneifen, sie nicht wahrzunehmen und schon auf gar keinen Fall Wünsche zu äußern und Bitten an andere Menschen zu richten.

Allerdings: Viele Wünsche lassen sich nicht einfach unterdrücken. Sie sind weiterhin vorhanden. Das Unterdrücken kostet uns ständig Energie, die uns für die Erfüllung anderer Wünsche und als Lebensenergie nicht mehr zur Verfügung steht. Damit ist auch der Mut geringer, den nächsten Wunsch zur Erfüllung zu bringen und es ist eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die bis zur emotionalen Lähmung führen kann. Ein hoher Preis!

Mut zum Risiko und Durchhaltevermögen

Nehmen wir unsere Wünsche ernst und kümmern uns um ihre Erfüllung, erleben wir vielleicht kurzzeitig Schmerz und unangenehme Gefühle, verschaffen uns jedoch auch energiespendende Erfolge, vermehren unseren Mut und unser Selbstvertrauen. Wir haben mehr Energie zukünftige Frustrationen zu bewältigen und entwickeln uns weiter.

Ist Alles möglich?

Natürlich – nicht jeder Wunsch wird wahr und manche Bitte muss oft geäußert werden, bis sie erfüllt wird. Doch auch mit diesen Frustrationen können wir besser umgehen, wenn wir es uns zur Angewohnheit machen, unsere Wünsche wahrzunehmen, sie ernst zu nehmen und trotz Ängsten vor Schmerz und unangenehmen Gefühlen an ihrer Verwirklichung zu arbeiten.

Also: Stehen Sie zu Ihren Wünschen und bitten Sie andere Menschen Ihnen zu helfen. Lassen Sie sich nicht von kurzfristig befürchteten unangenehmen Gefühlen bremsen, sondern beziehen Sie die langfristigen Folgen Ihres Handelns in Ihre Betrachtung mit ein.
Nehmen Sie Ihre Wünsche ernst und arbeiten Sie an deren Erfüllung – auch indem Sie andere darum bitten!