Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen
Was ist der erste Schritt?
Familienunternehmen funktionieren anders als Unternehmen, die beispielsweise reinen Kapitalgesellschaften gehören. Denn im Familienunternehmen überlappen sich die Regeln, Dynamiken und Logiken, die in der Wirtschaft wirken, mit denen, nach denen Familien beisammen sind.
Organisiert sich Wirtschaft eher nach Kosten-Nutzen-Logik , es wird gemacht was „sich rechnet“, geht es in Familien eher um soziale Aspekte wie Zugehörigkeit und Gerechtigkeit. Stellt Wirtschaft eher die Frage, „Wie können wir für die gewünschte Funktion eine Person finden?“, fragt die Familie, „wie kann für das Familienmitglied eine Funktion, eine Stelle, gefunden werden?“.
Insgesamt sind Familienunternehmen recht erfolgreich und in Krisen widerstandsfähig. Vielleicht gerade, weil sie umfassender und nachhaltiger als rein wirtschaftlich orientierte Unternehmen agieren, weil sie die beteiligten Menschen nicht nur auf den Nutzen reduzieren, sondern umfassend betrachten und für sie sorgen und damit Kräfte mobilisieren, die in reinen Wirtschaftsunternehmen in der Regel außen vor bleiben .
Allerdings sind Familienunternehmen damit auch komplizierter zu führen. Neben den wirtschaftlichen Kriterien sind auch permanent die persönlichen Befindlichkeiten der Familie mit zu betrachten. Solange der Firmengründer oder die Firmengründerin das Unternehmen leiten, funktioniert das ganze relativ einfach, weil klar ist, nach wessen Bauchgefühl und Verstand das Ganze funktioniert. Kommt allerdings die nächste Generation ins Spiel, wird die Sache komplizierter. Wer hat jetzt das Sagen und warum? Wie lange und wie viel darf er allein bestimmen, wo doch auch die Interessen der anderen berührt sind, die durch Erbschaft vielleicht sogar im gleichen Verhältnis Miteigentümer sind?
Spätestens in dem Moment, wenn der Gründer, die Gründerin, aus dem Unternehmen ausscheidet, rückt neben der wirtschaftlichen Logik auch die Familiendynamik ganz nah ans Unternehmen heran und kann im schlimmsten Fall, das Bestehen des Unternehmens massiv gefährden.
Aus unserer Arbeit mit Familienunternehmen und Unternehmern wissen wir, wie kompliziert die Situation in diesem Moment werden kann. Ich erinnere mich an eine Unternehmerfamilie, bei der im Moment der Unternehmensübergabe auf die nächste Generation auf einmal die Rivalitäten zwischen den Geschwistern um die Zuneigung des in der Kindheit oft abwesenden Vaters zum Thema wurden. So etwas kann soweit führen, dass ein eigentlich für die Unternehmensführung nicht besonders befähigtes Familienmitglied Macht und Steuerungsfunktionen im Unternehmen bekommt, um eine früher geschehene Benachteiligung auszugleichen.
Damit würde eine familiär gesehen richtige Entscheidung die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens gefährden.
Wie kann man solchen Erscheinungen vorbeugen?
Durch vorbeugen! Das heißt hier zuallererst, dass man schon recht zeitig beginnt, die Unternehmensnachfolge vorzubereiten. Damit meine ich nicht, dass man einfach früher Anwälte Steuerberater und Banken konsultieren sollte, sondern: der erste Schritt zur Unternehmens Nachfolge in einem Familienunternehmen ist, sich als Inhaber oder Inhaberin darüber klar zu werden welche eigenen wirtschaftlichen und familiären Interessen man bei der Übergabe mit beachten will. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass die anstehende Entscheidungen sich im Grenzbereich zwischen wirtschaftlicher und familiärer Logik bewegt.
Was heißt das konkret?
Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen verlangt als ersten Schritt Klarheit der Inhaber über die eigenen Wünsche und Ziele!
Sich diese in beiderlei Hinsicht deutlich zu machen, in Bezug auf das Unternehmen und in Bezug auf die Familie, ist allein nicht einfach. Meist geht der Blick des Inhabers oder der Inhaberin entweder zu einseitig auf das Unternehmen oder auf die Familie. Ausgewogenheit in der Betrachtung ist da oft nur mit Unterstützung Außenstehender möglich.
Allerdings sollte das nicht irgendein Außenstehender sein. Denn auch er kann aufgrund seiner Profession einen einseitigen Standpunkt einnehmen. Der klassische Steuerberater ist eher der wirtschaftlichen Seite verpflichtet. Der klassische Familientherapeut, ist es gewohnt auf die familiäre Dynamik zuschauen und die wirtschaftliche außen vor zu lassen.
Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen braucht aber beide Aspekte!
Das heißt: Hier sind außenstehende Begleiter gefragt, die es gewohnt sind, im Grenzbereich von Wirtschaftlichem und Sozialem, von Unternehmen und Familie, von Organisatorischem und Persönlichem zu arbeiten.
Geht es wirklich nicht allein?
Manchmal schon, aber auf das Risiko hin, dass man durch Vernachlässigung einer der beim Familienunternehmen wichtigen Seiten den Bruch der Familie oder das Ende des Unternehmens riskiert.
Allein entscheidet man innerhalb seiner eingeschliffenen Bahnen, denn man kann nur das für die Entscheidung hinziehen, was man sieht. Die blinden Flecken bleiben blind. Oder sie rücken durch massive Einwände plötzlich in den Blick und verleiten dann dazu, in der anderen Richtung unangemessen zu entscheiden.
Deswegen vorbeugen
Unternehmensnachfolge sollte man, nicht nur in Familienunternehmen, rechtzeitig angehen.
Wir vom DISA empfehlen, rechtzeitig vor der geplanten Übergabe (am besten 5 Jahre vorher) erstmals eine Beratung aufzusuchen, und damit bevor wirtschaftlich/organisatorisch die ersten Schritte gegangen werden müssen, für Klarheit im Übergabeprozess zu sorgen. – Damit es nach der Übergabe für die Familie und für das Unternehmen gut weitergehen kann.