Die Wirkung ihrer Worte
Bei dem, was Sie sagen, kommt es nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf die Worte, die Sie dabei benutzen. Oft sind wir so beschäftigt mit dem, was wir sagen wollen, dass wir außer Acht lassen, wie wir es sagen.
Achten Sie auf Ihre Worte, denn Worte können aufbauen und heilen oder zerstören und krank machen, auf jeden Fall aber den Geistes-, Gefühls- und Körperzustand von Ihnen selbst und von Ihrem Gegenüber massiv beeinflussen.
„Worte sind nur Worte. Nur in der Kombination ergeben sie Sinn.“ könnte man meinen.
Allerdings: Worte an sich haben auch eine eigene Wirkung. Wenn wir sie wahrnehmen, also hören oder lesen, werden in unserem Gehirn sofort Assoziationen hervorgerufen.
Das Wort Sonne, setzt andere Assoziationsketten in uns in Gang, als das Wort Regen.
Sonne wird bei uns wohl eher assoziiert werden mit Wärme, Licht, hell.
Regen wird eher assoziiert werden mit nass, grau und kühl.
Das verrückte und dramatische daran ist, dass da nicht einfach irgendwelche Worte mit anderen im Gehirn assoziiert werden, sondern dass mit diesen Worten jeweils auch Bilder, Gefühle, ja sogar körperliche Zustände verbunden sind.
Manche Menschen nehmen das sehr direkt wahr, andere eher unbewusst.
Vielleicht wollen sie es ja auch gleich einmal mit folgender Übung probieren
Sagen Sie doch einmal eine halbe Minute lang in Ruhe das Wort “Sonne“ und nehmen sie wahr, wie es ihrem Körper dabei geht – wo spannt sich etwas an oder entspannt sich, was fühlt sich kalt oder warm an, wo empfinden Sie Druck oder Freiheit?
Und dann, direkt im Anschluss, sagen Sie sich wieder eine halbe Minute lang das Wort “ Regen“. Was verändert sich? Wird es wärmer oder kälter in Ihnen, entsteht mehr oder weniger Druck? Wird es angenehmer oder unangenehmer?
Für viele Menschen ist bei dieser Übung eine deutliche Veränderung des Befindens spürbar. Wohlgemerkt, nur durch Worte! Wir haben hier noch keine vollständige Botschaft vermittelt.
Nur das Wort allein hat schon eine Wirkung
Egal in welchem Sinnzusammenhang es steht. Bei den Menschen die es hören, wird damit ein bestimmter Geistes-, Gefühls- und Körperzustand geweckt.
Es macht also einen Unterschied, ob ich an einem regnerischen Seminartag zu den Teilnehmern sage: “Schade das es heute regnet“ oder “Schade, dass heute keine Sonne scheint“. Schon durch die Nennung des Wortes Sonne im zweiten Satz, wird es den Teilnehmern ein kleines bisschen mehr so gehen, als schiene die Sonne.
Im umgekehrten Fall wäre es gerade törricht, wenn ich an einem sonnigen Seminartag, an dem ich die Teilnehmer gerne in einem entspannt freundlichen Zustand hätte, sagen würde: “Schön, dass es heute nicht regnet“.
Sie merken, unabhängig vom Sinnzusammenhang macht es einen Unterschied im Geistes-, Gefühls- und Körperzustand der Teilnehmer, welche Worte ich für meine Aussage wähle. Schon die gewählten Worte allein, bewirken etwas.
Die Frage ist
Was bewirke ich mit dem, was ich sage, bei meinem Gegenüber?
Was will ich bei/in meinem Gegenüber bewirken?
Welche Bilder, verbunden mit welchen Assoziationsketten, entstehen in seinem Gehirn und Wirken von da aus weiter bis in den Körperzustand hinein?
Diese Wirkung ist nicht zu unterschätzen.
2012 erschien beispielsweise im Ärzteblatt ein Artikel über Nocebophänomene in der Medizin, in dem auch über die Auswirkungen unbedachter ärztlicher und pflegerischer Kommunikation geschrieben wird (Link unten).
Dort kann man lesen:
Worte und Formulierungen können heilen oder kränken. Oder genauer ausgedrückt: Mit Worten oder Formulierungen können in Menschen Prozesse angeregt werden, die gesünder oder kränker machen.
Hier ein paar Formulierungen aus dem medizinischen Bereich. Spüren Sie selbst, was dadurch bei Ihnen ausgelöst wird:
- „Der Befund war negativ.“ – negativ wird mit schlecht assoziiert. Wenn nun ein Arzt nach einer Krankheit sucht und diese nicht findet, ist der Befund negativ. – Eigentlich also Grund zur Freude. Bessere Formulierung: “Freuen Sie sich, es ist alles in Ordnung“
- „Sie sind ein Risikopatient“ – besser: „Sie sollten gut dafür sorgen, dass sie gesund bleiben“
- „Vielleicht hilft ja dieses Medikament“ – besser: „Nehmen Sie das, damit sie wieder gesund werden“
Eine etwas andere Wortwahl, eine andere Formulierung, kann den Patienten in einen anderen Zustand befördern und entweder die Selbstheilungskräfte stärken oder schwächen.
Und das gilt nicht nur für die Medizin
Auch in unserem Alltag gibt es viele Möglichkeiten durch etwas mehr Bewusstheit bei der Wahl der Worte und Formulierungen hilfreichere Assoziationsketten in unserem Gegenüber in Gang zu setzen.
Natürlich sind wir alle verschieden und assoziieren sehr individuell. Man kann die Wirkung von Worten und Formulierungen nicht hundertprozentig vorhersagen. Andererseits: So verschieden sind wir, die wir hier im selben Kulturkreis leben, nun auch wieder nicht. Auf viele Worte und Formulierungen reagieren wir durchaus ähnlich.
Wenn Sie in den nächsten Tagen beginnen, auf ihre eigenen Formulierungen zu achten, werden Sie feststellen, wie wirksam dieses Mittel im Miteinander ist, wie sehr sie durch bessere Formulierungen ihren eigenen, aber auch den Geistes-, Gefühls- und Körperzustand ihrer Mitmenschen beeinflussen können.
Probieren Sie es aus!
Achten Sie zuerst auf Ihre eigenen Lieblingsworte und Standardformulierungen und überlegen Sie, welche Bilder Sie damit im Kopf Ihres Gegenüber wecken.
Sind diese Bilder hilfreich für den Zweck des Gesprächs? Werden dadurch hilfreiche Assoziationen geweckt? – oder eher kontraproduktive?
Ich wünsche Ihnen viel Freude und wertvolle Erkenntnisse beim beobachten und experimentieren!
Wer die Thematik für sich noch vertiefen will, ist richtig beim Gesprächsführungskurs am DISA .
Hier noch der Link zum Artikel im Ärzteblatt
Und geben Sie gern Rückmeldung im Kommentarfeld unten!