Die Welt ist Phantasie – Steigerung der Einnahmen ohne Mehrarbeit um 15%
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Lesen Sie in diesem Beitrag, wie unsere mentalen Modelle als Vorurteile unser Leben beeinflussen und was es bringen kann, sie zu ändern.
Was wir über die Welt zu wissen glauben, ist größtenteils nur Phantasie*. Das ist aus der Forschung bekannt. Doch diese Phantasien* beeinflussen unser Leben auf handfeste Art und Weise.
Tim und das Geld
Ein Mann, nennen wir ihn Tim, kommt ins Coaching, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Im Laufe des Gesprächs entspringen seinem Mund immer wieder auch Sätze die man zusammenfassen könnte als „Geld ist knapp“. Neben allen anderen Sätzen über Verdienstmöglichkeiten, geschäftliche Chancen und Ideen, um zu Geld zu kommen, immer wieder: „Geld ist knapp“.
Ich frage mich: „Wo kommt das her?“ und ich frage ihn danach. Er kann es nicht sagen. Ich sage Tim, dass es nach meinem Eindruck sinnvoller wäre, erst dort weiterzuarbeiten, bevor wir über Verdienstkonzepte oder Geschäftsideen reden. Tim ist einverstanden.
Als ich nach Tims Herkunft frage, erzählt er von seiner Sippe, seiner Herkunftsfamilie, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. Und es zeigt sich, was ihm heute als Satz entspringt, war dort allgemeine Überzeugung und gelebte Wirklichkeit: „Geld ist knapp“.
Natürlich. Auch damals wird es Menschen in der Umgebung der Familie gegeben haben, für die sich die Wirklichkeit anders darstellte, die Geld im Überfluss hatten. In Tims Familie jedoch galt: „Geld ist knapp“. Diesen Satz mußte er noch nicht einmal glauben. Das war so selbstverständlich, wie die Tatsache, dass er Luft atmete. Das wurde zum mentalen Modell, zum Vorurteil. Dass er Luft atmet, hat Tim irgendwann in der Schule gelernt und konnte darüber reflektieren. Was er über Geld glaubte, war dagegen nie Thema gewesen.
Tim hat als Erwachsener schon Vieles versucht, um seine finanzielle Situation zu ändern, äußerlich, aber auch mit mentalen Methoden. Es hatte aber nie so richtig geklappt. Und er hat deshalb immer wieder begonnen, an sich zu Zweifeln. „Die anderen schaffen es doch auch!“ sagte er „Was stimmt da mit mir nicht?“ „Habe ich noch nicht die richtige Idee?“.
Im Coaching mit Aufstellung und Gespräch reflektierte Tim dann nicht nur über sein Geld-Vorurteil. Er verstand auch, warum er (oder besser: sein Inneres) so lange an diesem Vorurteil festgehalten hatte: Dies war eine wichtige Verbindung zu seiner Familie. Wer etwas anderes meinte, konnte nicht aus dieser Sippe sein. Und wer nicht aus dieser Sippe war, wurde von ihr auch nicht unterstützt. Ist es da ein Wunder, dass sich dieser Satz in diesem Kind damals so einprägte?
Für das Kind Tim hatte das Vorurteil „Geld ist knapp“ durchaus Sinn. Das sicherte seine Zugehörigkeit, erteilte es mit den Anderen. Jetzt jedoch, für den Erwachsenen, wurde dieser Satz zum Hindernis. Da der Satz so tief verankert war, reichte das Dagegenarbeiten auf der Handlungsebene allerdings nicht aus, wie seine bisherigen Versuche zeigten.
Tim lernte im Coaching, diesen Satz als früher durchaus hilfreich zu würdigen, seine innere Verbindung zur Sippe auf andere Weise aufrecht zu erhalten und ein heute hilfreicheres Voruteil über Geld zu entwickeln.
Das Ergebnis:
Das längerfristige Ergebnis wird sich zeigen. Heute, nach etwa einem Jahr, ist Tim die ersten Schritte jedoch schon gegangen: Er hat seine Geschäftsräume so ausgestattet, dass sie ihm gefallen und ihn unterstützen, statt so, wie es am preiswertesten geht. Und er hat seine Preise um 20% auf ein angemesseneres Niveau gehoben.
Er sagt: „Ich meinte immer, die Leute hätten nicht genug Geld, um mich ordentlich zu bezahlen. Jetzt traue ich mir und auch meinen Kunden mehr zu. Ich habe nur ein paar wenige Kunden verloren. Insgesamt sind meine Einnahmen ohne Mehrarbeit um 15% gestiegen.“
Und Sie?
Wie arbeiten Sie daran, hinderliche Vorurteile, überlebte mentalen Modelle, zu ändern? Denken Sie daran: Was wir für die Welt halten, ist größtenteils nur Phantasie.* Allerdings beeinflussen diese Phantasien unser Leben auf handfeste Art und Weise.
Das schwierige an unseren mentalen Modellen: Sie sind uns oft so selbstverständlich, dass sie uns nicht einmal bewusst sind – deshalb ist das Ändern auch oft so schwierig.
* Phantasie ist hier nicht im Sinne von „ausgedacht“ oder „Spinnerei“ gemeint. Diese Formulierung bezieht sich darauf, das Vieles was wir wahrzunehmen meinen nichts ist, was wir wahrnehmen, sondern der Vergleich des aktuell Wahrgenommenen mit bereits im Gehirn gespreicherten Eindrücken, Assoziationen etc..
Beispielsweise sind nur etwa 15% der Prozesse, die in unserem Gehirn ablaufen, wenn wir etwas über die Augen sehen, direkt von den Augen beeinflusst. Der Rest sind interne Rückkopplungsschleifen, also Vergleiche mit schon vorher Gesehenem, Assoziationen und Dergleichen.