„Alle wollen etwas von mir!“
Ein großer Auftrag, mehrere Menschen sind im Boot. Man kann es keinem recht machen. Sie spüren, wie Ihre Anspannung wächst. Was nun?
Hier lesen Sie wie es Ihnen gelingt, auch in komplexen Situationen klar Ihre Interessen vertreten zu können. Sie können diese Methode anwenden, wenn Sie befürchten zwischen den Zielen der anderen Beteiligten zerrieben zu werden.
Und so geht es:
Nehmen Sie sich Zeit, mindestens 30-45 Minuten.
Suchen Sie sich mit Stift und Zettel einen ruhigen Platz und schreiben Sie alle beteiligten Personen auf.
Überlegen Sie dann für jede Person einzeln, was diese von Ihnen in diesem konkreten Fall will.
Zum Beispiel
Angenommen Sie hätten ein Unternehmen für Bauelemente, also Fenster, Türen usw.. Sie sollen in einem Mehrfamilienhaus, das renoviert wird, Fenster einbauen. In zwei Stunden ist Baubesprechung.
Auf Ihrem Zettel könnte stehen:
Architekt: „Liefere mir Fenster, die das Haus aufwerten, für einen Preis, den der Bauherr akzeptiert.“
Die Eigentümer, der Mann: „Mach es für so wenig Geld wie möglich. Halte mir den Architekten mit seinen hohen Ansprüchen vom Hals.“
Die Eigentümer, die Frau:„Schön sollen die Fenster aussehen und pflegeleicht sein. Sorge dafür, daß sich mein Mann und der Architekt nicht wieder streiten. Geld ist mir egal“
Die Sekretärin des Architekten: „Tu, was mein Chef sagt und steh ihm bei diesem schwierigen Kunden bei.“
Ihre Mitarbeiter: „Sorge dafür, daß wir auch in Zukunft Arbeit haben und Geld verdienen.“
Ihre eigene Frau: „Halte Dich nicht so lange dort auf. Wir haben heute abend noch etwas vor.“
Was nun?
Wenn Sie alle Aufträge notiert haben. Gehen Sie Ihre Aufzeichnungen durch und vermerken Sie, wie Sie mit jedem einzelnen Auftrag verfahren wollen.
Sie können Aufträge annehmen, modifizieren und ablehnen.
Zum Beispiel:
Architekt:
Liefere mir Fenster, die das Haus aufwerten, für einen Preis, den der Bauherr akzeptiert. – Angenommen (Anders kann es sowieso nicht gehen.)
Die Eigentümer, der Mann: Mach es für so wenig Geld wie möglich. – Modifiziert („Es darf kein Pfusch werden und Gewinn muß dabei auch herausspringen.“)
Halte mir den Architekten mit seinen hohen Ansprüchen vom Hals. – Modifiziert („Ich kann beruhigend auf ihn einwirken, werde jedoch keinen Kampf anfangen. Ich möchte auch in Zukunft noch mit ihm arbeiten.“)
Die Eigentümer, die Frau:
Schön sollen die Fenster aussehen und pflegeleicht sein. – Angenommen
Sorge dafür, daß sich mein Mann und der Architekt nicht wieder streiten. – Abgelehnt (Das müssen die Beiden selbst tun.)
Geld ist mir egal. – Na wunderbar! – Angenommen
Die Sekretärin des Architekten:
Tu, was mein Chef sagt und steh ihm bei diesem schwierigen Kunden bei. – Modifiziert („Der Architekt muß sich mit dem Kunden einigen.“)
Ihre Mitarbeiter: Sorge dafür, daß wir auch in Zukunft Arbeit haben und Geld verdienen. – Angenommen („Das will ich ja auch.“)
Ihre eigene Frau: Halte Dich nicht so lange dort auf. Wir haben heute abend noch etwas vor. – Angenommen – („Ich will ja auch selbst ins Kino.“)
Wichtig
Achten Sie darauf, auch wirklich alle Personen zu notieren, die Anliegen an Sie haben könnten. Und notieren Sie alle Aufträge, von denen Sie meinen, die könnten an Sie gestellt sein – egal ob ausgesprochen oder unausgesprochen.
Nach dieser Arbeit werden Sie spüren, daß Sie klarer in der entsprechenden Situation agieren.
Machen Sie sich diese Vorgehensweise zur Angewohnheit für alle Situationen, in denen von verschiedenen Seiten Ansprüche an Sie gestellt werden, die Sie belasten
Diese Übung ist angelehnt an das „Auftragskarussell“, beschrieben in: Schlippe, Arist v., Schweitzer J. (1995), Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 238f.